DIE TIEFKÜHLPIZZA IST GERADE DER HIT!
Wir haben die Tafel in Sondershausen besucht, die über ein Social-Sponsoring-Projekt von CARITIVA Anfang 2024 einen Citroen Berlingo erhalten hat – frei von Anschaffungskosten. Im Gespräch mit Jürgen Rauschenbach, dem Geschäftsführer der FAU, gab es viel zu lernen über die tägliche Arbeit, Herausforderungen und auch die Tafelmission. Mitgebracht haben wir zwölf spannende Learnings!
Ob FAU jetzt [fau] oder [eff-a-u] ausgesprochen wird, wollen wir zuerst wissen – letzteres ist die offizielle Aussprache, aber Jürgen Rauschenbach gibt uns in tiefstem Thüringisch den [fau]-O-Ton der Bevölkerung in Sachen „Wir gehen dann mal zur FAU“ wieder – herrlich! Und schade, dass das Mikro gerade nicht an war …
FAU steht für Gemeinnützige Förderungsgesellschaft Arbeit und Umwelt mbH und die Tafel Sondershausen ist ein Teil davon. „Unsere Aufgabe ist es zum einen, langzeitarbeitslosen Menschen bei der Wiederintegration in den Arbeitsmarkt behilflich zu sein. Zum anderen unterstützen wir Menschen, die irgendeine Benachteiligung haben. Diese kann auch durch fehlende Sprachkennnisse entstehen. Wir helfen bedürftigen Menschen mit Lebensmitteln, Möbeln oder sonstigen Dingen des alltäglichen Bedarfs“, erläutert uns Jürgen Rauschenbach als Geschäftsführer der FAU. Und beeindruckt uns mit der Größenordnung dieser Fürsorge: 1.800 Menschen wurden in Sondershausen im vergangenen Jahr unterstützt, Tendenz steigend.
Learning Nr. 1: Primäres Ziel der Tafeln ist die Rettung von Lebensmitteln. Und: Tafeln wollen unabhängig bleiben vom Staat.
Dabei ist die primäre Zielsetzung der Tafeln, Lebensmittel zu retten, und Ziel Nummer zwei, sie an Bedürftige zu verteilen. Jürgen Rauschenbach verdeutlicht uns noch einmal diese Mission und auch, warum Tafeln großen Wert darauf legen, eigenständig und unabhängig zu arbeiten: „Wir lassen uns nicht als Teil des sozialen Systems vereinnahmen. Deshalb wollen wir auch nicht komplett durch staatliche Mittel finanziert werden, sondern setzen ganz bewusst auf Spenden und Sponsoring.“
Genau, das durch Sponsoring finanzierte Fahrzeug, deshalb sind wir da! Vor uns steht der Citroen Berlingo, foliert mit Logos regionaler Sponsoren, die im Umkreis von etwa zwanzig Kilometern rund um Sondershausen ansässig sind.
Learning Nr. 2: Tafeln im ländlichen Raum haben ihre eigenen logistischen Herausforderungen
„Ich weiß gar nicht, ob wir uns ein solches Auto angeschafft hätten, wir sind finanziell einfach schlecht ausgestattet. Jetzt leistet es uns auf alle Fälle beste Dienste und wird von unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern sehr gerne und rege genutzt! Wir haben uns bewusst für dieses geräumige Fahrzeug entschieden, weil wir damit nicht nur Lebensmittel, sondern auch noch zwei bis drei Leute mitnehmen können. Wir beliefern regelmäßig unsere zwei Ausgabestellen in Sondershausen und in Greußen – dabei entlastet uns das Fahrzeug, das vorher einfach gefehlt hat, erheblich“, schwärmt der Geschäftsführer.
Learning Nr. 3: Das gesponsorte Fahrzeug schafft Raum für andere Investitionen
„Dass uns keine Anschaffungskosten entstanden sind, unterstützt uns erheblich“, ergänzt er. „Wenn wir an dieser Stelle entlastet werden, ist das ein wichtiger finanzieller Effekt, der uns an anderer Stelle zugutekommt. Denn wir können rechnen, wie wir wollen – wir arbeiten nie kostendeckend. Ende letzten Jahres ist unsere Kühlzelle ausgefallen und wir konnten die gesamte Logistik nicht mehr gewährleisten. In dem Fall hatten wir noch Glück, weil eine Spende und ein Zuschuss aus Lottomitteln hereinkamen.“ Und Lücken tauchen immer wieder auf. Beispielsweise musste der Fußboden in der Ausgabestelle in Greußen erneuert werden, weil das Gesundheitsamt – dessen Besuche regelmäßig anstehen – aus hygienischen Gründen glatte Oberflächen fordert.
Learning Nr. 4: Regelmäßige Kommunikation während des Sponsoringprozesses ist enorm wichtig
Und wie kam die Zusammenarbeit mit CARITIVA zustande? War sie zufriedenstellend? Jürgen Rauschenbach spricht ganz offen: „Bevor CARITIVA mit uns Kontakt aufnahm, hatten wir schon Versuche mehrerer anderer Firmen, die auch mit diesem Konzept gearbeitet haben. Aber für uns hat das nicht funktioniert. Wir haben es mit CARITIVA dann einfach noch einmal versucht und waren wirklich angenehm überrascht. Das, was wir vorher wahnsinnig vermisst haben, nämlich eine regelmäßige Kommunikation, beispielsweise über den Stand des Projekts, haben wir hier bekommen. Als es dann noch so reibungslos geklappt hat mit dem Sponsoring-Fahrzeug, waren wir happy! Der Berlingo stand dann innerhalb eines knappen Dreivierteljahres vor der Tür - das war wirklich ein sehr großes Erfolgserlebnis für uns.“
Learning Nr. 5: Es ist nicht das ganze Jahr über Weihnachten oder Ostern
Die Tafel ist auf solche Unterstützungsangebote und Förderprogramme angewiesen, betont Rauschenbach. Es gehört zum Tafelkonzept, Spender zu suchen – aber diese relativ schwierige Aufgabe muss noch nebenbei erledigt werden. Es gibt sie schon, die treuen privaten Spender, aber: „Zu Weihnachten oder zu Ostern denken die meisten an ihr soziales Gewissen und spenden noch etwas – das reicht aber bei Weitem nicht aus. Ein Fahrzeug zu kaufen, das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer“, gibt er zu bedenken.
Learning Nr. 6: Ganz plötzlich kann eine Schere zwischen Angebot und Nachfrage entstehen
Akquirieren an allen Ecken und Enden – das gilt auch im Lebensmittelbereich. Zum einen hat die Tafel in den letzten Jahren Zulauf an Kunden verzeichnet, was auch mit Migrationswellen in Zusammenhang steht. Gleichzeitig hat es aber auch weniger Lebensmittel gegeben. „Durch die Corona-Krise haben die meisten Supermärkte passgenauer geplant, d. h. wir hatten dann auch weniger zum Verteilen. Unsere Aufgabe ist es dann, auch noch zusätzliche Märkte zu akquirieren, die bislang noch nichts für die Tafeln gespendet haben.“
Learning Nr. 7: Nach dem Projekt ist vor dem Projekt
Womit wir dann schon beim nächsten Projekt wären, einem Kühlfahrzeug. „Wir wohnen in einer ländlichen Region und holen mitunter Lebensmittel aus relativ weiten Entfernungen. Etwa aus Bad Blankenburg in Südthüringen. Da fährt man schon mal 150 Kilometer hin und zurück! Mit Tiefkühlware in einem normalen Fahrzeug funktioniert das nicht, denn wenn die Kühlkette unterbrochen wird, können wir die Lebensmittel nicht mehr verwenden. Mit einem Kühlfahrzeug wären wir wesentlich flexibler und könnten auch mehr Lebensmittel ausgeben. Es gibt jetzt schon Tage, an denen wir relativ wenig Ware zum Verteilen haben“, wirbt Jürgen Rauschenbach.
Learning Nr. 8: Tiefkühlpizza ist gerade der Hit
Tiefkühlware, genau. Wir dürfen uns das Allerheiligste der Tafel Sondershausen anschauen und laufen an vollgepackten Tischen und Regalen vorbei – und entdecken die Kühltruhe. Die Leiterin der Tafel, Sandy Buße, erklärt uns, dass es immer Brot und Brötchen gibt, das Sortiment aber ansonsten ständig wechselt. Und im Moment gibt es eben Tiefkühlpizza, die sich zum Renner entwickelt hat. Dafür fehlt es gerade an Obst und Gemüse, das wird wohl erst im Juni besser. Aber: „Gemüse im Hochsommer ist schwierig“!
400 Menschen pro Ausgabe verzeichnet die Tafelleiterin – alle legitimiert mit einem Ausweis, den sie selbst anweist. Jede Person zahlt einen Euro und kann sich pro Woche zwei Taschen vollpacken, Kinder zahlen 50 Cent. Die Ausgabe ist Dienstag und Freitag von 8:30 bis 13 Uhr geöffnet.
Learning Nr. 9: Die Tafel übernimmt auch als Arbeitgeber eine wichtige soziale Rolle
Jobben bei der Tafel bedeutet: Am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, soziale Kontakte nutzen, etwas Sinnvolles tun und eine Aufgabe erfüllen, bei der man sich gebraucht fühlt. Eine Tätigkeit, mit denen beispielsweise Langzeitarbeitslose ihrem Alltag eine Struktur geben und sich eingebunden fühlen können.
Auch die vier Tafel-Mitarbeiterinnen in Sondershausen kamen so in Kontakt mit der Tafel – und arbeiten jetzt acht Stunden pro Woche ehrenamtlich. Darüber hinaus gibt es noch vier weitere Mitarbeitende aus verschiedenen Maßnahmen wie Bundesfreiwilligendienst, 1-Euro-Jobber und Leute, die Sozialstunden ableisten. Solche Maßnahmen im gemeinnützigen Bereich zielen auch auf die sozialpädagogische Förderung ab – also eine weitere sinnvolle Aufgabe der Tafeln.
Learning Nr. 10: Logistik und Personal sind die größten Herausforderungen
Das Personalthema ist ein Dauerbrenner, bestätigt uns Jürgen Rauschenbach. „Wir brauchen einfach langfristig tätige Ehrenamtliche und es macht Sinn, wenigstens eine Person zu finanzieren. Wenn die Mitarbeiter das hier nicht mit Enthusiasmus und höchster Motivation machen würden, gäbe es das in der Form nicht mehr“.
Die größte Herausforderung ist jedoch die Logistik. Die Lebensmittel müssen so schnell wie möglich zu den Ausgabestellen, um sie dort zu verteilen. Und schon wieder sind wir bei unserem Sponsoringfahrzeug.
Learning Nr 11: Andere erkundigen sich schon über das Erfolgskonzept
„Ich hatte neulich eine Frage von der Landesdachorganisation der Tafeln in Thüringen. Wie wir das mit den Fahrzeugen machen. Wo denn unser neues Auto herkommt. Nach der Erfahrung mit dem Citroen Berlingo konnte ich der Kollegin nicht nur erzählen, wie ein gutes Sponsoringkonzept funktioniert, sondern auch sagen: Ich kenne da jemanden, mit dem wir beste Erfahrung gemacht haben. Eine Firma, die das gut abgewickelt hat. Ich kann wirklich jedem, der ein Fahrzeug im sozialen Bereich braucht, empfehlen, Kontakt aufzunehmen mit CARITIVA.“ Das freut uns zu hören!
Learning Nr 12: Das Sponsoren-Netzwerk hat Potenzial
Die FAU hat mit ihrem Gebäude noch Großes vor und möchte beispielsweise Solarzellen auf dem Dach montieren. „Bei so einem alten Industriegebäude ist ganz viel Sanierungsarbeit nötig“, erzählt Jürgen Rauschenbach. „Dafür benötigen wir vor allem Handwerksfirmen. Wir werden in Zukunft bewusster schauen, welche unserer Sponsoren aus dem Berlingo-Projekt dafür in Frage kommen!“ Und er berichtet auch von persönlichen Kontakten, die sich im Sponsorennetzwerk entwickelt haben, beispielsweise zu Mitarbeitenden eines Pflegedienstes. Die von der Tafel organisierte Übergabefeier bot eine wertvolle Gelegenheit dazu. „Auch nach Auslieferung des Sponsoringfahrzeugs hatten wir noch Kontakt mit Sponsoren, die uns bestätigt haben, dass das eine gute Sache war und sie es auch wieder unterstützen würden“.
DANKESCHÖN!
Jürgen Rauschenbach und sein Team bedanken sich am Ende des Interviews noch einmal ganz herzlich bei allen Sponsoren, deren Werbeflächen sie sehr gerne täglich durch die Region fahren. „Das war eine wertvolle Zusammenarbeit! Einige Sponsoren kennen wir schon persönlich, mit anderen kommen wir in der Zukunft gerne noch in engeren Kontakt. Und wir freuen uns, wenn das gezeigte soziale Engagement noch viele Unternehmerinnen und Unternehmern inspiriert, ebenfalls über eine solche Förderung nachzudenken.“
Und wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! Eine Kurzfassung als Video findet ihr hier:
Wir sind CARITIVA. Wir sind Lösungsmacher, Glücksbringer, Wertschätzer und manchmal auch Zauberer in einem. Und wir haben für (fast) jedes Problem die passende Lösung.
Interessiert ihr euch für unsere Arbeit? Für konkrete soziale Unterstützung? Und für Social-Sponsoring-Projekte mit Hand und Fuß? Dann meldet euch gerne bei uns!